Samstag, 10. Mai 2014

Hamsterrad

Seit mein Mann auf unbestimmte Zeit von zu Hause Weg ist (jetzt eine Woche. laufe ich wie im Hamsterrad. Meine Nächte sind kurz, maximal 3-4 Stunden Schlaf am Stück und dann heisst es weiterrennen. Ich musste in dieser Woche wahnsinnig viel erledigen, dass ich jetzt hier in diesem Zug sitzen kann. 
Am Sonntag meinen Mann in der Klinik besuchen, die Depression hat ihn beihnahe ganz verschlungen. Hat ihm zuerst alle Gefühle geraubt und dann als der Strudel an Ostern noch tiefer ging trotz Medikamenten und Therapien raubte es ihm die Sprache. Verständigung habe ich gemerkt ist etwas vom wesentlichsten wohl in unserer Gesellschaft und auch in einer Partnerschaft. Ich führte viele innere Dialoge mit mir selber die immer grotesker wurden und surrealer und ich musste mich selbst in die Schranken weisen, aber plötzlich wird einem das Gegenüber fremd ohne Sprache, wenn auch die Mimik ausbleibt, da ja die Gefühle fehlen. Was bleibt vom Mensch in einer Depression wenn er ganz unten ist? Ist es nur noch die leere Hülle? Aber ich weiss, dass mein Mann da drin verborgen ist mit all seinen vielen Fähigkeiten.

Am Montag Termine, dann Rasenmähen, für Dienstag haben sie schon Regen angesagt.

Erstes grösseres Problem wie entsorge ich das Schnittgut ohne Auto? Ich entschliesse es mit meinem Einkaufswagen zu versuchen und begrenze meinen Schnitt etwas damit es nicht zu viel wird (die Grenze zum Nachbarn ist fliessend und er hat ein Auto, ich hoffe einfach, dass er dann die langen Grasbüschel mitschneidet wenn er seinen mäht... Ich kann ja nicht abschätzen wie viel Gewicht es dann gibt. Ich mühe mich etwas ab um den Abfelbaum rum da die Äste tief hängen und doch schon dick sind, muss acht geben wegen meinem "Schädelloch" und wegen dem Kabel. Dann macht mein Sohn noch so blöde Sprüche anstatt mir zu helfen und meint du stellst dich aber an... Aber du machst das ja auch zum 1. Mal! Da kommt jetzt mein Nachbar mir zu Hilfe und meint da habe er aber unrecht, ich hätte das schon oft gemacht! Schon komisch, dass sich Kinder an solche Dinge nicht erinnern können, oder wollen... Ich muss das wieder öfter machen und dafür meinen Mann in die Küche stecken, geht doch nicht in der heutigen Zeit solche alten Rollenmuster... Der andere Nachbar hat sich dann angeboten das Schnittgut mitzunehmen, ich habe dankend angenommen.

Dann Mittwoch hatte ich morgens Avastin Infusion, nachdem ich Dienstag abend bis 23Uhr Büroarbeiten zu Hause gemacht hatte für meinen Mann. (Hamsterrad) und mit Sohn morgens Haus verlassen habe. Im Spital ging es zum Glück recht schnell mein Onkologe sprachlos (Heiserkeit) der arme tat mir leid und ich hielt mich kurz. Als dann aber mein Infusiomat spukte und der Patient der nach mir kam vor mir fertig war (auch halbstündige Infusion). Und ich sah, dass mein Beutel noch halbvoll war, kamen mir prompt die Tränen und ich sagte dem Pfleger jetzt müsste er es reinlaufen lassen... laut meiner Uhr sei die halbe Stunde um und er sei nach mir gekommen und vor mir fertig.

Ich entschuldigte mich sogleich für mein Verhalten (nenne das Kindergartenverhalten...) aber anhand von dieser Situation bemerkte ich meinen Stresspegel... Er liess den Rest durchlaufen und da ich ihm vorher schon alles erklärt hatte bedurfte es keiner weiteren Worte.

Dann kam ich unten raus, Blick auf die Uhr. Sch... Ich fing schon an zu rennen 11Uhr30 das heisst das Tram kommt gleich, Nein, ich seh es schon, die Leute steigen schon ein, das reicht nicht mehr. Ich fange an zu rennen. Ein Rennen gegen ein Tram? Noch nie gemacht, doch ich weiss, dass zwischen Unispital und der nächsten Haltestelle zwei Kurven sind und das Tram da immer sehr langsam fährt und zu Fuss oder mit dem nächsten Tram verpasse ich den Zug! Ich renne und renne, das Tram überholt mich, ich gebe nicht auf, jetzt muss es bremsen und ich hole wieder auf und kann einsteigen! Dann kommt der Hustenreiz nach so einem Spurt, ist was anderes als Joggen bei einer gesunden Pulsfrequenz.

Jetzt noch Jimmy Nach Hause bestellen von der Tagesmutter, dann können wir denn halb eins Zug nehmen zu Rico, denn abends um 18Uhr 15 bis 20 hat Jimmy ja noch Unihockey-Training.

Gerade als ich fertig telefoniert habe klingelt das Telefon erneut, der Schlagzeuglehrer, der Schlagzeugunterricht kann jetzt doch nicht in Kaiseraugst durchgeführt werden sondern in Rheinfelden... ob das geht... Ich überlege schnell... morgen... ja das schaffe ich auch noch irgendwie, Jimmy freut sich doch schon so!
auflegen jetzt kommt Jimmy und los gehts ab auf den Zug. Sandwicks habe ich noch in Basel gekauft.

Wir im Zug, der Zug fähr los, hab ich so ein Gefühl, dann fällt mir ein... Wir haben den Sack mit Ricos Sachen vergessen! Ich unterdrücke die Tränen... das bedeutet Rheinfelden aussteigen, zurück, dann wieder den nächsten Zug.

Ich habe 4 Minuten Zeit vom aussteigen des Zuges bis der Zug in die Gegenrichtung wieder kommt. Also wieder Sprint, der zweite heute. Zum Glück wohnen wir gleich am Bahnhof!
Mein Sohn lasse ich in der Unterführung warten. Es klappt.

Und abends schaffen wir das Training um 18Uhr15 auch noch bis 20Uhr halb neun bin ich völlig erschöpft zu Hause und als die Türe ins Schloss fällt meint mein Sohn ich habe Hunger, er wirft seinen Sportrucksack auf den Boden und ich glaube es nicht.... Jimmy... Wo ist dein Unihockeystock??? schockiert schaut er mich an bevor sich seine Augen mitTränen füllen. Weiss nicht...

Zum krönenden Abschluss dieses Tages ziehe ich meine Jogging Schuhe an und Jogge zur Turnhalle und hole den Stock, der alleine in der Garderobe liegt...

Wie hoch ist die Lebenserwartung eines Hamsters? 

2 Kommentare:

  1. Beim Lesen kam es mir vor, als sei ich mit dir durch die Gegend gerast, Iwana. Mensch, das hast du gut gemacht. Jimmy braucht dich doch im Moment ganz besonders. Deinem Mann wünsche ich gute Besserung und dir, dass das Medikament dir gut hilft. Gruß von Renate aus dem fernen Westfalen ♥

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    1. Danke Renate Mein Berg wird immer kleiner... Ich hoffe es kommt niemandem in den Sinn da was drauf zu Werfen... Aber bis jetz geh ich nicht unter dank der ganzen Hilfe und Unterstützung Danke!

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