Sonntagmorgen 18. November 2007:
Am Sonntag morgen am 18.Nov.2007 wachte ich auf
mit Ameisenlaufen im linken Unterarm, bemerkte dann dass dasselbe auch meine
linke Gesichtshälfte betraff, auch die Zunge. Da ich Psychiatrieschwester
gelernt habe und auch mal Pathologie hatte, dachte ich als erstes an einen
Schlaganfall. Die Symptome verschwanden aber nach 5 Minuten vollständig so dass
ich nur meinen Ehemann informierte. (ich war 32 Jahre alt, von dem her
beruhigte ich mich erstmals...)
An diesem Tag bekam ich dann aber noch starke
Kopfschmerzen und nahm mir vor am nächsten Tag zum Hausarzt zu gehen. Der hatte
dann erst am Dienstag Zeit und hörte sich die Schilderung meiner Symptome an
und meinte er möchte mich zum MRT anmelden. Bekam einen Termin für den
26.November.
Die ganze Woche hatte ich dann Kopfschmerzen und
die Aspirin die ich vom Hausarzt bekam halfen gar nicht.
Am Montag den 26. November brachte ich morgens
unseren Sohn (2Jahre alt) mit dem Zug wie immer zu den Schwiegereltern und ging
dann arbeiten. Bei der Arbeit hatten wir eine Sitzung und ich bemerkte wie ich
kaum etwas mitbekam, fühlte mich ganz komisch so wie in einem Tunnel. Dazu die
Kopfschmerzen, etwas Übelkeit.
Nach der Sitzung sagte ich meinem Chef ich müsse
mich schnell hinlegen. Auf dem Weg in den Ruheraum bin ich zweimal gestolpert,
da der linke Fuss am Boden hängen blieb. Sobald ich mich hingelegt hatte wurde
mir so schlecht und ich musste sogleich wieder aufstehen um zu erbrechen,
dachte da noch ich hätte wohl einen Norovirus erwischt. Zudem hatte ich ja eine
Woche zuvor noch die Grippeimpfung machen lassen und schob viele Symptome auf
dies zurück.
Ich Rief dann meinen Ehemann an und er holte mich
ab und brachte mich auf die Notfallstation in das Spital wo ja auch das MRT auf
13Uhr30 angesetzt war. Nach dem MRT dass ich mit Anti-Uebelkeitsmittel
überstanden hatte warteten wir und es ging nur kurz und ein Arzt kam und
informierte uns dass da im Hirn eine Raumforderungsprozess im Gang sei. Ich
wurde ins Unispital in Basel verlegt am selben Abend.
Mit Cortison IV verschwanden die Kopfschmerzen
vollständig und es ging mir wieder gut. Es folgten weitere Untersuchungen eine
Biopsie und das Einlegen von Kanülen in den Tumor für eine Brachytherapie. Das
Ergebnis war niederschmetternd, Glioblastom (Grad 4). Ich hatte mir
mittlerweile einen Laptop ausgelehnt und hatte einen Internetzugang beantragt
Wo ich all die grausamen Statistiken einsehen konnte.
Nach der Brachytherapie mit mit Radiopeptiden
(Radioaktive Substanz wurde mittels der Kanülen in den Tumor eingebracht) wurde
ich auf eine Isolierstation gebracht da ich ja durch die Substanz verstrahlt
war. Dies war im Januar 2008. Ende Januar wurde dann noch eine OP durchgeführt
mit dem Ziel möglichst viel von dem Tumor zu entfernen.
Der Neurochirurg meinte er hätte etwa 80 Prozent
entfernt aber er teilte mir auch mit, dass am Rand immer gewisse Anzahl
Tumorzellen verbleiben würden die wieder wachsen können. Es folgte Behandlung
nach Stupp Schema Radio-Chemotherapie mit Temodal. Danach Chemotherapie für 12
Zyklen auf meinen Wunsch (Standart 6 Zyklen).
Ab Juni 2008 ging ich wieder arbeiten, zuerst
halbe Tage meines 60 Prozent Pensums dann ab Juli wieder die vollen 60 Prozent.
Im Juni 2011 Verdacht auf Rezidiv, Oktober 2011
sichtbares Tumorwachstum. Rezidiv-OP 25.10.2011. Das Rezidiv konnte vollständig
entfernt werden. Danach jedoch Wundheilungsstörungen (es hatten sich Bakterien
zwischen Hirnhaut und Schädelknochen eingenistet). Einmal wurde frisch genäht
was aber nichts gebracht hatte. Am 6. Januar dann wieder OP der Schädelknochen
wurde entfernt (7 auf 5cm). Danach 2 Wochen Antibiotika intravenös und dann
noch einen Monat Antibiotika oral. Seit Ende Januar 2012 bin ich jetzt wieder
auf dem Wege der Besserung. Die Wunde ist gut abgeheilt und ich lebe ohne
diesen Schädelknochen weiter. Habe mit arbeiten aufgehört seit dem 1. Rezidiv,
da mir bewusst wurde dass ich nicht zu den ganz wenigen gehöre die nach einer
einmaligen Operation und Behandlung Jahrelang Ruhe haben.
Nach dem verheilen folgten 13 Zyklen Chemotherapie
mit Temodal, eigentlich wäre eine Langzeittherapie von mir gewünscht gewesen,
die aber im Dezember abgebrochen werden musste wegen zu schlechter Blutwerte.
Dass sich innert 5 Monaten ein 2. Rezidiv bilden
würde hatte ich nicht erwartet, letztes Mal hat es deutlich länger gedauert in
der Chemopause.
Aber eigentlich darf ich überhaupt nicht klagen, man gab mir damals ohne
OP noch ein halbes Jahr und mit OP im optimalen Fall 2-3 Jahre und ich lebe
jetzt damit schon viel länger als prognostiziert...